L´Allegro, il Penseroso e il Moderato von Georg Friedrich Händel
Dramaturgie, Bühne, Choreographie, Inszenierung
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Händels weltliches Oratorium wird, wie der Titel angibt, von drei Allegorien bevölkert. Dem Allegro, übersetzt vielleicht mit Lebendigkeit, Euphorie; dem Penseroso, übersetzt vielleicht mit Nachdenklichkeit, Melancholie; und dem Moderato, der Ausgeglichenheit oder dem Ausgleich. Die ersten beiden dieser drei emotionellen Stimmungen treten nun im ersten und zweiten Teil des Oratoriums gegeneinander an. Im dritten Teil übernimmt der Ausgleich die Macht und versucht die Wogen zu glätten.
Da die Stimmungen nicht handeln, sondern uns lediglich verschiedene Situationen vor Augen führen, die sie uns schmackhaft machen wollen, gibt es kein wirkliches Bühnengeschehen. Diese Stimmungen liegen übrigens auch dem Krankheitsbild des Manisch-Depressiven zugrunde.
Nun haben wir ja keine Figuren, es gibt also keine „Verkörperung“ der Allegorien. Was also sollen die Darsteller-Sänger auf der Bühne machen?
Mir kam das „Zuviel“ in den Sinn. Zu viel Frohsinn, zu viel Nachdenklichkeit und schlussendlich auch zu viel Vernunft oder Ausgeglichenheit. Die Natur gibt von allem zu viel und es ist schwer darin Bedeutung zu gewinnen. Deshalb sind die Sänger und der Chor im ersten Teil Tiere, zumeist Vögel. Sie folgen instinktiv dem Affekt der Musik.
Im zweiten Teil sind sie Menschenmasse, auf der Suche nach Sinn und Bedeutung. Und erst im dritten Teil finden sie einen Weg dorthin. Das überwältigende Duett gegen Ende zeigt, dass der Mensch Bedeutung nur im anderen gewinnt.
Aber wie der Kampf zwischen dem Dionysischen und dem Apollinischen siegt das Moderato in einem düster strengen Schlusschor. Das Leben jedoch, wie Nietzsche es beschreibt, glüht unter uns, wie Lava.
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Regie Tobias Winter, Musikalische Leitung Martin Krähe, eine Produktion der Barockakademie
Weilburg.
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Premiere 3.IX. Untere Orangerie, Weilburg