Vita

TOBIAS RAPHAEL WINTER geboren 1958 in Limburg an der Lahn, dortselbst aufgewachsen und groß geworden.

Beide Elternteile als Bildhauer mit eigenem häuslichen Atelier, prägen das künstlerische Verstehen, das Oszillieren, die Dialektik zwischen Form und Inhalt. Musikalische Ausbildung im musischen Internat der Limburger Domsingknaben. Stimmbildung, Instrumental- und musiktheoretischer Unterricht, neben sonntäglichem Dienst, regelmäßige Konzertreisen im In- und Ausland. Katholisch erzogen, als Sänger bis zum 15 Lebensjahr aktive Teilnahme an der Gestalt der Messe, dann Bruch mit der kirchlichen Tradition, ihren Riten und Formen. Schulabbruch, Schreinerlehre, ausgedehnte Reisen durch Europa und Nordafrika auf der Suche nach alternativen Lebensentwürfen.

1977 Kauf eines heruntergekommenen Bauernhofes in einem Dorf in der Nähe Wiesbadens. Arbeit als Steinmetzhelfer in der Restauration Gotischer Gebäude. Umbau des Bauernhofs zur Künstlerkommune mit Ateliers und Werstätten. Experimente zur Sozialen Skulptur nach Joseph Beuys. Zusammenleben und – arbeiten von Architekten, Malern, Musikern und Theaterleuten.

1980 Selbständig als freischaffender Künstler. Großformatige Malerei mit Bernd Siehoff. Experimente mit Enkaustik und chemischen Farbreaktionen. Ausstellungen unter anderem in Frankfurt, Köln und Limburg. Erste Zusammenarbeit mit dem „Alten Kalkwerk zwischen Limburg und Diez“.

1984 erstes Zusammentreffen mit dem Theatermacher Willy Praml. Seit dem kontinuierliche Zusammenarbeit als Darsteller, Regieassistent und Produktionsleiter seiner Inszenierungen.

1985 Zusammentreffen mit der Schauspielerin Andreina Coatto. Kurzzeitig gemeinsames Schauspiel-Studium bei Philippe Gaullier und Monika Pagneux, Paris. Teilnahme an Schauspiel und Tanzworkshops sowie Zusammenarbeit mit Prof. Klaus Bolze, Bochum; Muneer Fenell, Freiburg; Robert Solomon, Düsseldorf; Tadashi Endo, Tübingen; Ei-ichi-Kikuya, Paris sowie Didier Doumergue, Metz und Claus Reiche, Kopenhagen.

Ab 1987 eigene Inszenierungen. Unter anderem Stadt, Land, Fluss, eine theatrale Konkretisierung von Stadtschaft und Landschaft; Out of Area, Tanztheater; Lysistrata, Schwester!, theatrale Collage zum trojanischen Krieg; Johannespassion, eine dramatische Rekonstruktion des Bachschen Oratoriums; Song of Songs, Dramatisierung des Hohelied Salomons für Istanbul, Europäischen Kulturhauptstadt 2010; 19 Tage Gezi Park, Performance
über das Geschehen bei der Besetzung des Istanbuler Geziparks 2013; Romeo & Julia – a dinner with the dead, Theaterstück nach W. Shakespeare.

1988 Geburt des Sohnes Zoe Orpheo.

1991 Geburt der Tochter Gala Othero.

1994 Leiter des Studiotheaters dorleschaeferhalle im alten Kalkwerk zwischen Limburg und Diez.

1995 Gründung des Tanz-, Theaterensembles nodancerscompany, inzwischen umbenannt in theswarmcompany. Gleichzeitig Gründung der theaterschule im kalkwerk.

Seit 1998 Zusammenarbeit mit der Dramaturgin und Philosophin Anna Seitz.

1998 erste Kontakte in die Türkei. Kauf eines Holzseglers im Zusammenhang mit dem Literatur und Internetprojekt Ulysse. Zusammentreffen mit der Malerin Seda Umar, Eröffnung eines gemeinsamen Ateliers in Marmaris. Ausstellungsprojekte in Istanbul und Frankfurt unter dem Titel Copy.

2000 Preisträger der Jacob Eschweiler Stiftung für das Ulysse Projekt.

2006 erste eigene dramatische Arbeit, Das Stück – Wir sind das Salz der Erde. Schreibkollektiv mit Chantal Ebelsheiser, Katharina Geron, Lisa Neher, Gala Winter, Orpheo Winter und Ruth Winter. Weitere Stücke im Kollektiv geschrieben waren Affentheater, Armut in Deutschland – Der Fall H&G, Genesis, Löwe männl. 5, Schwangere Teenager. Eigene Stücke Es geschah in den Zeiten des Kaisers Augustus, Romeo & Julia – a dinner with the dead und 7 Szenen nach Der Liebhaber von Marguerite Duras.

2007 Preisträger bei Kinder zum Olymp für die Inszenierung der Zauberflöte.

2008 Eröffnung einer Dependance in Istanbul. Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Modern Dance der Mimar Sinan Universität, Istanbul. Workshops zur angewandten Tanzdramaturgie. Teilnahme am Performance-Festival Visibility Project des Istanbuler Performance Kollektivs Galata Perform mit den Performances „I kiss the wall because you are not here“ und „word cascades“.

Seit 2011 filmische Dokumentationen von Theater. Kamera, Schnitt und Produktion im Besonderen für das Theater Willy Praml.

2011 Eröffnung der Reihe Sommeroper – Weilburg mit „The Fairy Queen“ von Henry Purcell unter der musikalischen Leitung von Martin Krähe.  Mitbegründer der Barockakademie Weilburg. Weitere Operninszenierungen waren u.a. „Acteon“ von Charpentier, „L´Orfeo“ von Monteverdi, „L´Allegro, il Penseroso ed il Moderato von Händel“ und „Dido & Aeneas“ von Purcell.

Weiterentwicklung der historischen Form der Semi-Oper. Überschreibungen und Neudichtungen der Theaterteile und Libretti auch zusammen mit dem Komponisten Jan Kohl (Wuppertal) für „King Arthur“(2019), „Indianerkönigin“(2021) und „Der Sturm – die Klimaoper“(2022); alle auf Basis der Purcellschen Originale.

2015 Umzug nach Berlin

Dort Zusammenarbeit mit dem NIE Kollektiv und der Kostümbildnerin Lenna Stam.

Seit 2016 Zusammenarbeit mit der Kulturenwerkstatt für Projekte mit geflüchteten und benachteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Seit 2019 Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Performance Studies der Universität Bremen. Dortselbst inszenierung einer historischen Krankengeschichte „…die Sünde des Andersartigen zu riskieren“ mit dem Theater der Versammlung.